Ein Wunder!


Immer wieder bringt mir mein Mann frische Blumen mit nachhause. Ich erfreue mich so sehr an ihnen, das weiß er auch. Es bleibt ein Leichtes, mich zur Freude zu reizen.

Einmal brachte er mir eine weiße Rose heim, die mir schon beim ersten Berühren ein seltsames Gefühl bescherte. Natürlich hatte ich es ignoriert und meinen Tag dort fortgesetzt, wo er durch die Geschenkübergabe unterbrochen worden war.

Am nächsten Morgen hing ihr Kopf zu Boden. Verblüffung und Enttäuschung, auch ein Gefühl der Trauer waren meine Antwort. Aufgeben wollte ich sie jedoch nicht: Über eine Woche wechselte ich täglich Wasser und sorgte für einen guten, lichtreichen Standort. Mehrmals am Tag suchte ich sie auf, hoffend, sie würde zu ihrer Kraft zurückgefunden haben. Über eine Woche keine Regung. Also kam es doch zum Entschluß: Sie wird entsorgt.
Denselben Morgen, da dieser Gedanke entsandt worden war, traf ich sie standhaft an und erhobenen Hauptes ihr „Willkommen in einen neuen Tag“ ausstrahlen.

Die weiße Rose blieb mir für weitere zwei Wochen erhalten. Als sie schließlich ihr Lebewohl ankündigte, stellte ich den Stiel ins Wasser, suchte sie wurzeln zu lassen.
Mittlerweile steht sie in unserem Garten und trug bereits mehrfach neue Blüten aus.

---
© Heloïse Ph. Palmer